Karl May & Hohenstein-Ernstthal
Verbindung in den Schönburgischen Herrschaften

Karl May ist untrennbar mit seinem Geburtsort und Heimatstadt Hohenstein-Ernstthal verbunden. Neben seiner Wirkungsstätte in Radebeul zählt die Stadt im heutigen Landkreis Zwickau zu den wesentlichen biografischen Orten seines Schaffens. Insofern ist die Geschichte der Stadt ohne Karl-May nicht denkbar und kann ein Museum über Karl May nur eines mit Bezug zu Hohenstein-Ernstthal sein.

Biografie von Karl May – Eine Sächsische Geschichte

Karl Friedrich May wurde am 25. Februar 1842 als Sohn eines armen Webers im sächsischen Ernstthal (seit 1898: Hohenstein-Ernstthal) geboren. Neun seiner 13 Geschwister starben früh; Karl May selbst litt bis zum fünften Lebensjahr zeitweise unter Sehschwäche, wohl als Folge von Unterernährung und schlechter Hygiene.

Nach einer Lehrerausbildung arbeitete er als Hilfs- und Fabrikschullehrer. Als er unerlaubt eine Taschenuhr benutzte, wurde er wegen Diebstahls zu sechs Wochen Zuchthaus verurteilt. Als Vorbestrafter konnte May nicht mehr als Lehrer arbeiten und beging aus Geldmangel weitere Diebstähle, wofür er zwischen 1862 und 1874 fast acht Jahre einsaß. In der Haft flüchtete May sich mit Träumen aus der Eintönigkeit des Gefängnisses. Zwar konnte er unter den damaligen Haftbedingungen nicht schreiben, doch es entstanden seine ersten literarischen Ideen.

Ab 1875 arbeitete May als Zeitschriftenredakteur, u.a. für die Familienzeitschrift Deutscher Hausschatz in Wort und Bild, in der viele seiner Reiseerzählungen erschienen. 1882-86 schrieb er parallel zur Arbeit für Hausschatz Lieferungsromane, darunter Das Waldröschen und Die Verfolgung rund um die Erde. 1887 begann May, für die illustrierte Knabenzeitung Der gute Kamerad zu schreiben, wobei zwischen 1887 und 1896 sieben Erzählungen für junge Leser entstanden, die zu seinen erfolgreichsten Werken gehören, z.B. Der Schatz im Silbersee und Der Ölprinz. Der Durchbruch gelang Karl May 1891 mit der Veröffentlichung der Hausschatz-Texte als Buchreihe. May fügte der Reihe Carl May’s gesammelte Reiseromane später neue Romane hinzu, u.a. Winnetou I – III oder Old Surehand I-III.

„Ich hatte meine Sujets aus meinem eigenen Leben, aus dem Leben meiner Umgebung, meiner Heimat zu nehmen und konnte darum stets der Wahrheit gemäß behaupten, dass Alles, was ich erzähle, Selbsterlebtes und Miterlebtes sei. Aber ich musste diese Sujets hinaus in ferne Länder und zu fernen Völkern versetzen, um ihnen diejenige Wirkung zu verleihen, die sie in der heimatlichen Kleidung nicht besitzen.“

Karl May 1910 über seine Arbeitsweise

Aufgrund der Ich-Form der Reiseerzählungen konnten Leser annehmen, dass Old Shatterhand bzw. Kara Ben Nemsi und May ein und dieselbe Person wären. May konnte der Verlockung nicht widerstehen: er beantwortete Leserbriefe als Old Shatterhand, vertrieb Fotografien von sich in Kostüm, nannte sein Wohnhaus in Radebeul Villa Shatterhand und ließ sich bei Rundreisen in Deutschland und Österreich als Old Shatterhand feiern. May behauptete, die beschriebenen Abenteuer selbst erlebt zu haben und 40 Sprachen zu beherrschen. Die begeisterte Leserschar verehrte ihren Helden, der mittlerweile einen unrechtmäßigen Doktortitel trug. Ab 1899 wendete sich die öffentliche Meinung gegen Karl May, als seine Vorstrafen bekannt und seine Bücher als Fantasieprodukte „entlarvt“ wurden.

Karl Mays Orientreise im Jahr 1899/1900 markiert einen Wendepunkt in seinem Leben. Zum ersten Mal besuchte er Schauplätze seiner Erzählungen, u.a. Ägypten, Ceylon und Sumatra. Die Konfrontation mit den realen Schauplätzen führte zu einem psychischen Kollaps im November 1899 und veränderte Mays Schreiben. Sein erstes wichtiges Spätwerk, die Erzählung Et in terra pax (Neufassung: Und Friede auf Erden!) widmete May unter dem Eindruck seiner Reise dem Antikolonialismus. Seit diesem Buch sah May seine Aufgabe im Kampf gegen Imperialismus, religiöse Überhebung und nationalen Hochmut und wurde zum Pazifisten.

1908 reiste May mit seiner zweiten Frau Klara das erste und einzige Mal in die USA und besuchte New York und die Großen Seen. Die Schauplätze seiner Romanhelden mied er wohlweislich – den Wilden Westen hat er nie gesehen.

Am 30. März 1912, acht Tage nach seiner Rede Empor ins Reich der Edelmenschen! vorm Akademischen Verband für Literatur und Musik in Wien vor 3000 Zuhörern, starb Karl May in Radebeul an einem Herzschlag. Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner schloss ihren Nachruf mit dem Satz: „In dieser Seele lodert das Feuer der Güte.

Hohenstein-Ernstthal – Heimat der Winnetou-Geschichten

Karl Mays Geburtsstadt Ernstthal wurde 1679 von dem Kaufmann Jacob Simon im Wald östlich von Hohenstein gegründet. Nachdem in Hohenstein die Pest ausgebrochen war, hatte Simon dort größere Baugrundstücke erworben und diese an  geflohene Weber veräußert. Die beiden Grafen Christian Ernst von Schönburg (1655–1718) und August Ernst von Schönburg (1666–1729) unterstützten den Bau der Siedlung „an den Waldplätzen“ mit Privilegien. Zunächst „Neuhohenstein“ genannt, erhielt die Siedlung jedoch schon wenig später zu Ehren der beiden Grafen den Namen „Ernstthal“. Der weitere Aufbau des Orts, der 1694 Marktrecht und 1687 das Stadtrecht erhielt, erfolgte planmäßig.

Im Jahr 1687 wurde der Grundstein der 1689 geweihten St. Trinitatiskirche gelegt, in der Karl May 1842 die Taufe empfing. Im Jahr 1695 erhielt Ernstthal eine Schule, die sich im heute noch existierenden Kantorat befand und die natürlich auch Ernstthals berühmtester Sohn besuchte. Ähnlich wie in Hohenstein etablierte sich in Ernstthal die Leineweberei und Bleicherei, später die Strumpfwirkerei. Diese bildeten die Grundlage für die bald vorherrschende Textilindustrie.  Am 25. Februar 1842 wurde der berühmte Schriftsteller Karl May als fünftes von 14 Kindern des Webers Heinrich August May und seiner Frau Wilhelmine Christiane, geb. Weise in der Niedergasse 111, heute Karl-May-Str. 54 in Ernstthal geboren. 1898 erfolgte die Vereinigung von Hohenstein und Ernstthal zur Stadt Hohenstein-Ernstthal.

In Hohenstein-Ernstthal befindet sich das Karl-May-Geburtshaus und die Karl-May-Begegnungsstätte. In der näheren Umgebung gibt es außerdem die Karl-May-Höhle.

Weiterführend dazu:

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Otto Sebastian – Entstehung und Entwicklung der Bergstadt Hohenstein, 2. Aufl., Hohenstein-Ernstthal 1927.

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